Neurofibromatose Typ 1 (M. Recklinghausen)

Die Neurofibromatose Typ 1 tritt bei etwa 1/3.000 Lebendgeburten auf. Die Krankheit wird autosomal-dominant vererbt. In über 95% der Fälle liegen ihr Mutationen im Tumorsuppressor-Gen NF1 zugrunde. Die Erkrankung betrifft beide Geschlechter etwa gleich häufig.

Der Krankheitsverlauf ist sehr variabel und kann unterschiedlich ausgeprägt sein. So variieren die Symptome auch häufig bei Individuen betroffener Familien. Erkrankte Kinder zeigen entweder bereits bei der Geburt die charakteristischen Café-au-Lait-Flecken oder entwickeln diese im ersten Lebensjahr. Ab dem 5. Lebensjahr werden häufig axilläre und inguinale "Sommersprosse" (Freckling) manifest. Im Erwachsenenalter entwickeln die Patienten mehrere kutane und subkutane Neurofibrome, die mit dem Alter an Größe und Zahl zunehmen. In der Regel entarten diese nicht maligne. Plexiforme Neurofibrome, die innerhalb der peripheren Nervenscheiden wachsen, haben dagegen eine Tendenz zur Malignität. Darüber hinaus sind sie oft schmerzhaft und führen nicht selten zu Funktionsstörungen der betroffenen Gebiete. Diese Tumoren bestehen bereits bei der Geburt.

Betroffene entwickeln zusätzlich öfter Gliome der Sehbahn oder Iris-Hamartome (Lisch-Knötchen). Auch Knochenerkrankungen wie Skoliose, Verdünnung der langen Röhrenknochen mit oder ohne Pseudarthrose (Scheingelenk), Keilbeinflügeldysplasie können vorkommen. Erkrankte leiden in etwa 50% bis 75% an kognitiven Defiziten und Lernschwierigkeiten. Die Ausprägung kann mild sein.

Es besteht ein insgesamt erhöhtes Krebsrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Weitere Komplikationen sind Hypertonie, intrakranielle Tumoren, Epilepsie, maligne periphere Nervenscheidentumoren (MPNST) oder auch Vaskulopathien.

Die Prognose ist insgesamt günstig. Das Vorhandensein von kardiovaskulären Komplikationen geht mit einer erhöhten Morbidität einher. Die Präsenz von Nervenscheidentumoren ist mit einer reduzierten Lebenserwartung verbunden.